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enthalten in: Kolloid-Zeitschrift | 1940



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Füfzig Jahre Chemie des Fluors. Zur Erinnerung an seine Isolierung durch Henri MoissanHenri Moissan wurde am 28. September 1852 als Sohn eines unteren Eisenbahnbeamten in Paris geboren. Er wuchs in den bescheidensten Verhältnissen auf; mußte doch gar die Mutter, der größten Sorge um den einfachen Hausstand zu steuern, für den Lebenssunterhalt mitarbeiten. Seine erste Berührung mit der Chemie erfuhr Henri als Lehrling einer Apotheke, nachdem er die Schule vorzeitig verlassen hatte. So wurde es ihm aber trotzden möglich zu studieren. Als dem von Frémy geleiteten Laboratorium wurde er in die Wissenschaft eingeweiht, zu deren späteren Führer er selbst berufen war. 1877 erlange Moissan die Würde eines Licencié und promovierte 1800 zum docteur és Science physiques. Der junge Gelehrte wirkte an verschiedenen Instituten.- Dem ungestümen Forscher blieben experimentelle Enttäuschungen, aber auch persönliche nicht erspart. Auf Drängen eines Präparators “fällt dieser Moissan, der … ja nur alle Platingefäße ruiniert und doch nichts leistet” in Debrays Ungnade, dessen Förderung er sich lange erfreut hatte. Allein die Reue folgte alsbald. Am 26. Juni 1886 gelang Moissan in Friedels Hörsaal, in dem er Zuflucht gefunden hatte, die Darstellung des Fluors. 1887 wird der gefeierte Entdecker des reaktionsfähigsten Elementes zum planmäßigen Professor ernannt. Mehr als zehn Jahre mußte er nun allerdings an der Ecole supérieure de Pharmacie die Toxikologie vertreten, bis endlich 1899 ein Lehrstuhl der anorganischen Chemie (Mineralchemie) für ihn frei wurde. Seine Verdienste um die Chemie des Fluors ehrte die Académie und ernannte ihn 1891 zu ihrem Mitglied.- Viele andere bahnbrechende Arbeiten, insbes. die Erfolge mit dem elektrischen Ofen- erwähnt sei nur der aufsehenerregende Versuch, künstliche Diamanten zu erhalten - trugen Moissan weitere hohe Auszeichnungen ein. Sein Genie war mit einem außergewöhnlichen Fleiß gepaart; mehr als 300 Veröffentlichungen legen ein beredtes Zeugnis dessen ab, was dieser schaffensfrohe und willensstarke Mann zu leisten vermochte. 1900 als Kommandeur der Ehrenlegion an die berühmte Sorhonne berufen, durfte er 1906 den Nobel-Preis entgegennehmen, den ihm die Kungliga Svenska Vetenskaps Akademie in Stockholm zuerkannt hatte, kurz vor seinem frühzeitigen Tode am 20. Februar 1908.