Umgang mit Desinfektionsmitteln in Kleinbetrieben ausgewählter Branchen in Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

Hintergrund und Fragestellung Die Desinfektion von Händen, Flächen und ggf. Arbeitsmitteln war insbesondere in Betrieben des Gesundheitsdienstes und der Wohlfahrtspflege schon immer wichtig und wurde seit Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie noch wichtiger. Der Umgang mit Desinfektionsmitteln birgt auf der anderen Seite auch Gesundheitsgefahren. Insbesondere Klein- und Kleinstunternehmen (KKU) gelten hinsichtlich formaler Arbeitsschutzkriterien als schlechter aufgestellt als größere Betriebe. Zu unserer Hauptforschungsfrage „Wie wird in KKU mit Desinfektionsmitteln als Gefahrstoff umgegangen?“ lagen bislang keine empirischen Ergebnisse vor, so dass wir im Frühjahr 2022 Betriebsinhabende schriftlich befragten. Material und Methoden Es wurden zufällig ausgewählte Mitgliedsbetriebe der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) in 5 KKU-Branchen angeschrieben. Die Datenauswertung erfolgte branchenvergleichend mittels bivariater Regressionsanalysen. Ergebnisse Der Fragebogenrücklauf in therapeutischen Praxen (n = 127), Friseur- (n = 94) und Kosmetikstudios (n = 932), Kitas (n = 90) und ambulanten Pflegediensten (n = 129) war im Mittel 12 %. Eine unsachgemäße Lagerung von Desinfektionsmitteln war selten. Beim Umfüllen aus größeren Gebinden in kleinere Spender wurden in 73 % der Betriebe Schutzhandschuhe getragen und die Spenderflaschen sachgemäß gekennzeichnet. Fast immer wurden Beschäftigte zum sicheren Umgang mit Desinfektionsmitteln informiert, allerdings nur in 44 % der Betriebe durch Unterweisungen. Desinfektionspläne wurden in 82 % der Betriebe regelmäßig aktualisiert, Sicherheitsdatenblätter in 61 % verwendet und Gefährdungsbeurteilungen in 41 % durchgeführt. Fehler im Umgang mit Desinfektionsmitteln passierten aus der Sicht der Befragten nur selten. Ambulante Pflegedienste wiesen bei einigen Aspekten eine bessere Arbeitsschutzqualität auf als andere Betriebe. Diskussion Die Umsetzung von Unterweisungen und Gefährdungsbeurteilungen als Bestandteil des gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutzes ist – wie auch aus anderen Studien bekannt – in den untersuchten Betrieben defizitär, auch wenn auf der anderen Seite der sichere Umgang mit Desinfektionsmitteln in vielen KKU auf andere Weise informell thematisiert zu werden scheint. Das Gefahrstoffmanagement und der Umgang mit Desinfektionsmitteln selbst erscheinen im Großen und Ganzen unproblematisch. Limitationen: Angesichts des geringen Fragebogenrücklaufs hätte eine Verallgemeinerung der Ergebnisse vermutlich eine eher zu positive Einschätzung der Situation in der Grundgesamtheit zur Folge..

Medienart:

E-Artikel

Erscheinungsjahr:

2023

Erschienen:

2023

Enthalten in:

Zur Gesamtaufnahme - volume:74

Enthalten in:

Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie - 74(2023), 1 vom: 31. Aug., Seite 1-12

Sprache:

Deutsch

Beteiligte Personen:

Michaelis, Martina [VerfasserIn]
Anhäuser, Lea [VerfasserIn]
Gerding, Johannes [VerfasserIn]
Nienhaus, Albert [VerfasserIn]
Stößel, Ulrich [VerfasserIn]

Links:

Volltext [kostenfrei]

Themen:

Company survey
Comparison by branches
Hazardous substance management
Infection control
Occupational safety and infection control

Anmerkungen:

© The Author(s) 2023

doi:

10.1007/s40664-023-00514-z

funding:

Förderinstitution / Projekttitel:

PPN (Katalog-ID):

SPR054360153