Dysbiotische Verschiebungen der mikrobiellen Gemeinschaft des supragingivalen oralen Biofilms durch häufigen Saccharosekonsum

Hintergrund Die Entstehung von Karies ist assoziiert mit Verschiebungen in der mikrobiellen Gemeinschaft des dentalen Biofilms. Eine Erhöhung von azidogenen und azidurischen Mikroorganismen infolge von häufigem Konsum niedermolekularer Kohlenhydrate führt zu kariogener Plaque. Bislang gibt es kaum Studien, die den direkten Einfluss einer veränderten Ernährung auf den dentalen Biofilm in situ untersuchen. Daher wurden in dieser Studie die Auswirkungen eines gesteigerten Saccharose-Konsums auf die Plaque-Mikrobiota mit Hochdurchsatz-Sequenzierung untersucht. Material und Methoden Um dentalen Biofilm zu erhalten trugen 11 Probanden intraorale Schienen mit bovinen Schmelzplättchen für jeweils 3 × 7 Tage, während sie ihre normale Ernährung beibehielten (Phase I). Es folgte eine 3-monatige Ernährungsphase (Phase II), in der die Probanden zusätzlich jeweils 5 × 2 g Kandiszucker in je 20 Minuten zwischen den Mahlzeiten lutschten. Am Ende der 2. Phase wurden die Schienen erneut 3 × 7 Tage getragen, auch während des Kandiszucker-Konsums, um dentale Biofilmproben zu gewinnen. Die Mikrobiota im aufgewachsenen Biofilm wurden mittels Illumina-Sequenzierung der v1-v2-Region des 16S rRNA-Gens untersucht. Streptokokken wurden auf Art-Ebene mit der ARB-Software analysiert. Parallel dazu wurde die Oberflächenrauigkeit der Schmelzplättchen mit einem Keyence 3D Laserscanning Microscope VK-X210 gemessen. Ergebnisse Die Plaque-Mikrobiota aller Probanden wurde in beiden Phasen von der Gattung Streptococcus dominiert, gefolgt von Neisseria spp., Granulicatella spp., Veillonella spp., Gemella spp. und Cytophaga spp. Artenzahl und Alpha-Diversität waren in Phase II mit erhöhtem Saccharose-Konsum signifikant verringert und eine Permanova-Analyse zeigte signifikante Unterschiede der Beta-Diversität der beiden Phasen. In Phase II wurde eine signifikante Zunahme der Non-Mutans- Streptokokken S. gordonii (p = 0,001), S. sanguinis (p = 0,015) und S. parasanguinis (p = 0,004) festgestellt, während die Taxa Proteobacteria, Haemophilus, Aggregatibacter und Porphyromonas signifikant abnahmen. Die Oberflächenrauigkeit nahm in Phase II zu und zeigte beginnende Schädigungen der Schmelzoberfläche. Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen, dass ein gesteigerter Konsum von Saccharose mit einer erhöhten Prävalenz von Non-Mutans-Streptokokken einhergeht und gleichzeitig eine beginnende Schädigung des Schmelzes zur Folge hat, was die Annahmen der ökologischen Plaque-Hypothese unterstützt..

Medienart:

E-Artikel

Erscheinungsjahr:

2019

Erschienen:

2019

Enthalten in:

Zur Gesamtaufnahme - volume:41

Enthalten in:

Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde - 41(2019), 4 vom: Okt., Seite 157-168

Sprache:

Deutsch

Beteiligte Personen:

Anderson, Annette Carola [VerfasserIn]
Rothballer, Michael [VerfasserIn]
Altenburger, Markus Jörg [VerfasserIn]
Wölber, Johan Peter [VerfasserIn]
Karygianni, Lamprini [VerfasserIn]
Lagkouvardos, Ilias [VerfasserIn]
Hellwig, Elmar [VerfasserIn]
Al-Ahmad, Ali [VerfasserIn]

Links:

Volltext [lizenzpflichtig]

Themen:

Carbohydrates
Caries
Diet
High-throughput sequencing
Non-mutans streptococci
Oral microbiome, dental biofilm
Supragingival plaque

Anmerkungen:

© Deutscher Ärzteverlag, Köln 2019

doi:

10.3238/OPKZH.2019.157-168

funding:

Förderinstitution / Projekttitel:

PPN (Katalog-ID):

OLC2129927742