Die Zukunft darf nicht verspielt werden : Das "Würzburger Modell" zur Reform des Chemiestudiums

Der Bedarf an Chemikern sowohl in der Forschung wie in der Produktion in der Bundesrepublik stagniert auf deutlich niedrigem Niveau. Fakt ist, daß die chemische Industrie nicht mehr Hauptarbeitgeber der Chemieabsolventen ist, seit Jahren sind tausende promovierte Chemiker arbeitslos. Wenn die Zukunft nicht verspielt werden soll, muß das Studium der Chemie - als repräsentatives Beispiel für naturwissenschaftliche Studiengänge - die frühere Attraktivität zurückgewinnen, so daß sich die besten Abiturienten wieder diesem anspruchsvollen, aber auch faszinierenden Fach zuwenden. Vor diesem Hintergrund haben die Gesellschaft Deutscher Chemiker und die Konferenz der Fachbereiche Chemie das Konzept zur Neuordnung des Chemiestudiums das "Würzburger Modell" entwickelt, das von allen chemischen Gesellschaften, Verbänden und Organisationen ebenso wie der IG Chemie nachdrücklich unterstützt und gefördert wird. Voraussetzung ist der Übergang von dem bisherigen monolithischen Studium mit der Regelpromotion zu einem - auch vom Hochschulrahmengesetz geforderten - gestuften Ausbildungssystem mit mehreren berufsfbefähigenden Abschlüssen (Bachelor of Science, Diplom/Master of Science, Promotion). Ein wesentlicher Aspekt der Reform ist, daß das achtsemestrige Grund- und Hauptstudium im konventionellen Diplomstudiengang ersetzt wird durch ein sechssemestriges sog. Basisstudium, in dem die für alle gleichermaßen essentiellen theoretischen und experimentellen Grundlagen der Chemie gelehrt werden. Durch die Einführung eines transfer- und akkumulationsorientierten "Kreditpunkte-Systems" (ECTS oder Eurocats) zur Kontrolle der Studienleistungen wird der nationale wie der internationale Hochschulwechsel sowohl für deutsche wie für ausländische Studierende erleichtert und gefördert. Das Schwerpunktstudium ist modulartig aufgebaut, die modularen Bausteine können auch in Zusammenarbeit mit anderen naturwissenschaftlichen Fakultäten der eigenen Universität oder Partneruniversitäten im In- und Ausland eingebracht werden. Das "Würzburger Modell" bietet sich als ein Modell für die zukünftige Gestaltung naturwissenschaftlicher, experimenteller Studiengänge an, das inzwischen auch vom "Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultätentag" diskutiert und bereits von einigen Fakultäten der Biologie und der Physik adaptiert wird. (HoF/Text übernommen).

Medienart:

Artikel

Erscheinungsjahr:

1999

Erschienen:

1999

Enthalten in:

Forschung & Lehre - Bd. 6 (1999) H. 1, S. 26-28

Enthalten in:

Forschung & Lehre

Sprache:

Deutsch

deutsch

Beteiligte Personen:

Märkl, Gottfried [VerfasserIn]

Umfang:

Abbildungen 2

Förderinstitution / Projekttitel:

PPN (Katalog-ID):

1692782878